August 2015.

Ich bin wirklich schwanger. Das Leben schreitet unaufhörlich voran. Ich lebe und das Leben ist in mir. Ein Mensch, der die Welt nicht kennt. Der hoffentlich verschont bleibt von Krankheit, Krieg oder Armut. Vielleicht ist es einer der wenigen Menschen, die das Glück sehen und es aufhebt. Und es bewahrt in seinem Herzen. Das wünsche ich mir für mein Kind. Ich wünsche mir, das dieses Leben in mir wächst und gedeiht. Ich wünsche mir, dass dieses Kind mit offenen Augen durch sein Leben geht und keine Angst hat, wohin der Weg es auch führen mag. Der Weg ist das Ziel. Alles macht Sinn. Alles.

September 2015

Ich fühle mich so normal. Und doch ist alles anders. In mir wächst ein kleines Leben heran und ich merke nichts davon. Die Übelkeit ist noch da, aber es geht mir blendend. Eigentlich ist alles so wie immer. Aber an manchen Tagen denke ich, dass ich mir das alles nur einbilde. Schwanger? Na klar. Als ob das so einfach wäre. Nach Brustkrebs. Das geht doch gar nicht. Die anfängliche Euphorie weicht einer unglaublichen Leere. Ich bin mir über gar nichts mehr sicher. Ich habe unser Baby auf dem Ultraschallbild gesehen. Neun Wochen und ein Tag. Das kleine Herz schlägt. Mein Herz schlägt auch. Glaube ich. Ich fühle mich so merkwürdig hin- und hergerissen. Alles ist genau so passiert, wie ich es wollte. Und nun kommen die Zweifel? Vielleicht bin ich gar nicht hier. Vielleicht passiert das alles gar nicht. Vielleicht wache ich gleich auf. Meine Psyche spielt lustige Spielchen mit mir. Ich verbringe Tage und schlaflose Nächte damit, zu grübeln, ob das alles richtig ist. Was passiert, wenn ich das Kind verliere? Oder wenn ich wieder krank werde? Was ist, wenn die Schwangerschaft das Brustkrebsrisiko doch wieder erhöht? Und was ist, wenn ich dann alle sagen: „Selbst schuld. Wir wussten ja, dass das nichts wird…“ Wer ist denn überhaupt „alle“? Die waren auch „alle“ nicht wirklich da, als ich krank war. Und ist es nicht eigentlich furchtbar egal, was andere denken? Dieser Gedanke reißt mich aus meiner Lethargie! Ich musste ihn nur oft genug denken. Was für ein Quatsch! Endlich! Ich bin wieder da! Gott sei Dank! Der Hormonknoten löst sich in Wohlgefallen auf und ich horche in mich hinein. Keine Stimme zu hören, die mich verunsichert. Ich fühle mich gut an. So innen drin…. Und dann kann ich endlich wieder die Wärme spüren, die mich ausmacht. Die mich durch mein Leben trägt. Die mir immer den Weg weist und mir sagt, das alles gut wird. Alles wird gut!

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