Urlaub – das klingt für die meisten Menschen nach Pauschalreise, Salzwasser in den Augen, vielleicht einem Eis am Meer und dem einen Buch, das man seit drei Sommern „endlich mal lesen will“. So war es bei mir früher auch. Koffer packen, Tickets suchen, Zahnbürste vergessen – alles wie immer. Und dann kam der Knall, und der Fall mit meiner Krebsdiagnose. Behandlungen. Warten. Hoffen. Alles stand still.

Und irgendwann, nach der Therapie, als die Ärztin sagte: „Sie können jetzt auch mal wieder ans Meer fahren, wenn Sie mögen“, da steht man da – mit der Reise-App in der Hand – und alles fühlt sich seltsam an. So vertraut und gleichzeitig neu.

Urlaub – aber anders

Ich dachte früher immer, ich wüsste, wie man Urlaub macht – also auch mit den Kindern. Füße hoch, Kinder rennen lassen, die Sonnencreme vergessen. Aber die Wahrheit ist: Urlaub nach einer schweren Krankheit ist anders. Nicht schlechter. Nicht trauriger. Einfach bewusster.

Plötzlich sind es nicht mehr nur die Sehenswürdigkeiten oder das perfekte Wetter, die zählen. Sondern dieser Moment, wenn man das erste Mal wieder barfuß im Sand steht. Wenn das erste Mal die eigenen Haare im Wind wehen. Wenn man die Kraft hat, mit den Kindern in die kalte Ostsee zu rennen oder auf ein Gipfelkreuz zu steigen. Urlaub ist plötzlich, wenn das Frühstücksbrötchen besonders gut schmeckt – obwohl es eigentlich ein ganz normales Brötchen ist. Oder das Lachen der Kinder, das in den Ohren bleibt – auch noch am Abend.

Bewusster genießen

Es ist nicht so, dass ich plötzlich zur Achtsamkeits-Ikone geworden bin, also da mal keine Sorge. Ich renne auch weiterhin durchs Haus und packe die Koffer für alle. Ich fluche über schlecht gelaunte Hotelrezeptionisten oder zu viel Sand in den Schuhen. Aber gleichzeitig gibt es jetzt etwas Neues – etwas, das sich ein bisschen anfühlt wie: „Wie schön, dass ich das erleben darf.“ Und manchmal, ganz leise, denke ich: Hätte ich das schon früher gewusst, dann wäre vielleicht jeder Urlaub der schönste gewesen.

Weniger müssen, mehr dürfen

Natürlich gibt es auch die Tage, an denen die Krankheit oder Müdigkeit gewinnt, oder der Körper streikt. Aber daraus lernen wir auch, wie anders Urlaub gehen kann. Dann eben an diesem Abend kein Ausflug, kein Museum, kein voller Tag mit den Kindern – sondern einfach mal Füße hoch und die Kinder wieder rennen lassen. Weniger Programm, mehr Pause. Weniger müssen, mehr dürfen.

Ein kleines Dankeschön an das Leben

Urlaub nach einer Krebserkrankung ist eben nicht nur Erholung. Es fühlt sich an manchen Tagen an wie ein kleines Dankeschön an das Leben. Ich stecke die Füße in den Sand und bin da – einfach nur da.

– Alu

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